Die Corona-Krise wird nach Ansicht der Gesundheitspsychologin Jutta Mata zu einem enormen Anstieg von Burnout-Fällen führen. Viele Eltern müssten derzeit, zusätzlich zur eigenen Arbeitszeit, den Ausfall von bis zu zehn Stunden Kinderbetreuung am Tag kompensieren, sagte sie im Interview der Zeitung "Mannheimer Morgen" (Montag). Hinzu kämen unter anderem posttraumatische Stresssymptome, Depressionen oder Schlafprobleme. "Je länger die Quarantäne andauert, desto stärker sind die Folgen", sagte Mata. Politisch spielten psychische Themen bislang keine ausreichende Rolle. Eine Gruppe, die kaum beachtet werde, seien Kinder. Im Zuge des Lockdowns würden ihnen ihr Recht auf Bildung und "die Chance auf Kontakte mit anderen Erwachsenen und Rollenbildern verwehrt", so Mata. Diese fehlenden Entwicklungschancen verstärkten soziale Ungerechtigkeiten, was die Kinder durchaus ihre Schullaufbahn lang spüren würden, warnt die Gesundheitspsychologin.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat den Umgang mit Kindern in der Corona-Krise beklagt. Im Interview der "Welt am Sonntag" sagte Baerbock: "Fast jedes zehnte Kind hat während des Lockdowns Gewalt erlebt. Diese Studien zeigen, wie fatal es ist, dass Kinder und ihre Rechte monatelang keine Rolle spielten. Dabei sind Kinder das zerbrechlichste Glied unserer Gesellschaft. Aber statt die Voraussetzungen zu schaffen, damit Kitas und Schulen als erstes wieder öffnen, wurde ewig über die Öffnung der Fußball-Bundesliga und von Möbelhäusern diskutiert." Es habe Spitzentreffen mit der Industrie gegeben, aber keinen Schul- und Kitagipfel der Regierung. "Dazu lade ich jetzt als Oppositionspolitikerin ein - Gewerkschaften, Kita-Träger, Grundschullehrerverband, Kindermediziner. Am Mittwoch werden wir digital beraten, welche Voraussetzungen man schaffen muss, damit Schulen und Kitas nach den Ferien wieder komplett geöffnet werden können und die Gesundheit von Kindern, Erziehern, Lehrerinnen geschützt wird", sagte Baerbock. Sie sagte, sie halte den Kinderbonus, den die Bundesregierung in ihrem Konjunkturpaket beschlossen hat, für nicht ausreichend. "Er ist kein Ersatz für eine gute, verlässliche Kinderbetreuung, gemeinsames Lernen und holt Kinder nicht aus der Armut." Dafür bräuchte es aus Baerbocks Sicht eine Kindergrundsicherung, die allen Kindern gibt, was sie zum Leben brauchen. Solange die Schulen und Kitas noch nicht wieder voll geöffnet seien, wäre ein Corona-Elterngeld nötig: "Sonst zerreiben sich Mütter und Väter zwischen Betreuung und Homeoffice, und das vielleicht noch mit der Angst im Nacken, gekündigt zu werden", sagte Baerbock. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)