In den vergangenen zehn Jahren ist die Bedrohung durch Armut im Westen Deutschlands gewachsen. Die Armutsgefährdung sei von 2009 bis 2019 in allen westlichen Bundesländern und in Berlin gestiegen - am stärksten in Bremen, Hessen und Nordrhein-Westfalen, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. In den östlichen Bundesländern war im gleichen Zeitraum hingegen ein Rückgang der Armutsgefährdung zu verzeichnen. Als armutsgefährdet gelten den Angaben zufolge alle Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 60 Prozent des bundesweiten Mittelwerts (Median). Man spricht von relativer Einkommensarmut. Der bundesweite Median lag laut Statistikamt 2019 für einen Ein-Personen-Haushalt bei 1.790 Euro. Die Armutsgefährdungsschwelle für einen Ein-Personen-Haushalt lag bei 60 Prozent davon - und damit bei 1.074 Euro. Der Anteil der von Armut bedrohten Menschen habe sich in Bremen am stärksten erhöht. Dort war 2019 fast ein Viertel (24,9 Prozent) der Bevölkerung armutsgefährdet, mehr als in jedem anderen Bundesland. 2009 hatte dieser Anteil in Bremen noch ein Fünftel (20,1 Prozent) betragen. Auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen sei das Risiko, von Einkommensarmut bedroht zu sein, vergleichsweise stark gestiegen: In Hessen erhöhte sich die Quote innerhalb von zehn Jahren von 12,4 Prozent auf 16,1 Prozent, in Nordrhein-Westfalen von 15,2 Prozent auf 18,5 Prozent. In den östlichen Bundesländern ist die Armutsgefährdungsquote mit Ausnahme von Berlin im Zehnjahresvergleich hingegen gesunken: Den bundesweit stärksten Rückgang verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern, und zwar von 23,1 Prozent auf 19,4 Prozent. In Berlin waren 2019 insgesamt 19,3 Prozent der Menschen von Armut bedroht, 2009 waren es 19,0 Prozent. Die Zahlen gehen laut Bundesamt aus dem Mikrozensus hervor, also der jährlich durchgeführten Befragung von einem Prozent aller Haushalte in Deutschland. Zur Berechnung der Armutsgefährdungsquote werde das von allen Haushaltsmitgliedern tatsächlich erzielte Haushaltseinkommen herangezogen. Es ist das Gesamteinkommen eines Haushalts nach Steuern und anderen Abzügen, das für Ausgaben und Sparen zur Verfügung steht. Ob alle Haushalte, die unter die Einkommensarmutsgrenze fallen, tatsächlich arm sind, ist umstritten. So fällt darunter ein Großteil der Studenten. Auch führt die Berechnungsmethode dazu, dass die Zahl der "statistisch Armen" auch wächst, wenn der Wohlstand einer Gesellschaft steigt. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 14.8.2020
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