Die Bildungsgewerkschaft GEW und der Kinderschutzbund warnen vor der Benachteiligung der aktuellen Schulabschlussjahrgänge auf dem Ausbildungsmarkt: "Die Politik darf nicht zusehen, wie Jugendliche in die künftige Arbeitslosigkeit abgleiten", sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag).
Es sei zu befürchten, dass wegen der Pandemie vor allem die Chancen leistungsschwächerer Schüler auf dem Ausbildungsmarkt sinken, so Hilgers. Insbesondere die Branchen, die oft "nicht zwingend ein super Zeugnis verlangen", steckten gerade in der Krise und hätten ihr Ausbildungsangebot deutlich reduziert. Als Beispiele nannte Hilgers die Gastronomie, den Einzelhandel oder das Friseurgewerbe.
Zudem wüssten auch die Unternehmen von den Nachteilen des aktuellen Distanzlernens, ergänzte Hilgers. Er befürchte, dass die Zeugnisse der Schulabgänger bei potenziellen Ausbildern nicht sonderlich wertgeschätzt würden: "Die Arbeitgeber wissen, dass es Bildungslücken gibt."
Bund und Länder müssten jetzt außerbetriebliche Angebote aufstocken und vorsorgen, damit nicht im Sommer viele Jugendliche die Schule ohne Ausbildungsplatz verlassen und erst wieder nach sechs Monaten oder einem Jahr die Aussicht auf eine Ausbildung haben: "Je länger die Pause zwischen Schulschluss und Ausbildungsbeginn ist, desto stärker sinken die Chancen für die Betroffenen."
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte mehr Unterstützung für Hauptschüler. "Mich wundert, dass wir immer nur über das Abitur reden", sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann. Gerade Gymnasiasten kämen meist aus der Mittelschicht und verfügten über eine bessere Infrastruktur zum Lernen als materiell schlechter gestellte Schüler.
Benachteiligt würden die aktuellen Abschlusslehrgänge aller Schultypen auch durch fehlende Präsenz-Berufsberatung und durch fehlende Kontakte zu Betrieben, die sonst über Praktika entstehen.
Die Bundesagentur für Arbeit bestätigte zugleich einen deutlichen Rückgang an verfügbaren Lehrstellen: Bis März seien 412.600 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet worden und damit sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Grund seien vor allem die Pandemie und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einschränkungen. (KNA)