Zum Internationalen Tag der Familie am 15. Mai haben Verbände mehr Unterstützung von Familien gefordert. „Familienarbeit hat politisch immer noch nicht den Stellenwert, den sie eigentlich haben müsste“, erklärte die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, am Donnerstag in Berlin. Während in der Corona-Krise sogenannte Care-Arbeit meist unentgeltlich auf Angehörige zurückfalle, unterstütze der Staat Unternehmen mit finanziellen Hilfen, kritisierte der VdK. Der Sozialverband forderte deswegen, Entschädigungsleistungen für Eltern, die wegen der Kinderbetreuung weniger verdienten, zu erhöhen und nicht mehr zu befristen. Außerdem sollten pflegende Angehörige einen Lohnersatz erhalten. Überdies solle sowohl die Zeit der Kindererziehung als auch die Zeit, in der Familienmitglieder gepflegt würden, für die Rente angerechnet werden. Der Diakonie-Präsident Ulrich Lilie erklärte: „Hinter den Familien liegt ein Marathon an Zumutungen wegen der Corona-Pandemie.“ Er kritisierte die Prioritäten der Politiker in der Krise. „Eltern und Kinder würden sich freuen, wenn sich die Politik genauso viele kreative Gedanken über die Öffnung weiterer Schulen und Kitas machte wie über den Spielbetrieb des Milliardengeschäfts Bundesliga“, so Lilie. Er forderte mehr politisches Gehör für Familien in Bereichen wie Arbeit und Wohnen. Auch der Vorstand des Vereins für öffentliche und private Fürsorge, Michael Löher, verwies auf die Mehrfachbelastung, der Familien wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt seien. Er kritisierte, dass im Zuge der Corona-Krise die Trennung von Erwerbs- und Sorgearbeit immer weiter aufgehoben werde. „Mehr als je zuvor brauchen Familien in dieser Zeit öffentliche Anerkennung und Förderung.“ Förderungen wie der Notfall-Kinderzuschlag für Eltern mit finanziellen Verlusten seien zwar „wichtige Schritte“, aber „noch ausbaufähig“, so Löher. Caritas-Präsident Peter Neher forderte, bei politischen Entscheidungen besonders einkommensschwache und geflüchtete Familien zu berücksichtigen. Kinder und Jugendlichen aus bildungsfernen Familien beispielsweise liefen wegen der fortdauernden Schließung vieler Schulen Gefahr, abgehängt zu werden. Neher betonte außerdem die schwierige Situation für viele Flüchtlingsfamilien in der Corona-Krise. „Schon vor Corona war der Familiennachzug langwierig und schwierig, durch die Schließung der Visastellen ist er zum Erliegen gekommen“, erklärte er. Als „besonders dramatisch“ bezeichnete Neher die Lage minderjähriger Geflüchteter, deren Eltern nun nicht nachziehen könnten. Der Deutsche Kinderschutzbund forderte zum Internationalen Tag der Familie und vor dem Hintergrund der Corona-Krise die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz. „Die Kinderrechte werden in der Pandemie zur Privatsache der Familien erklärt“, kritisierte Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers. Er zeigte sich überzeugt, dass es eine andere Prioritätensetzung in der Krise zugunsten der Kinder und ihrer Familien gäbe, wenn das Grundgesetz bereits geändert worden wäre. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 15.5.2020
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