Familien erhalten in der Corona-Krise voraussichtlich länger staatliche Unterstützung als ursprünglich geplant. Wie der Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag) berichtet, befürwortet neben der SPD nun auch die Union diesen Schritt. Danach sprachen sich bei einer Vorstandsschalte am Montag sowohl CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer als auch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder dafür aus, die Lohnfortzahlung für Familien zu verlängern. Bislang erhalten diejenigen, die in der Corona-Krise wegen geschlossener Kitas oder Schulen nicht arbeiten können und deswegen Verdienstausfälle hinnehmen müssen, sechs Wochen 67 Prozent des Nettoeinkommens, höchstens jedoch 2.016 Euro im Monat. In der vergangenen Woche hatten vor allem Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) gedrängt, die Hilfe zu verlängern. Giffey hatte darüber hinaus vergangene Woche einen Familienbonus von 300 Euro pro Kind vorgeschlagen. „Das würde nicht nur allen Familien helfen, sondern auch einen starken Konjunkturimpuls setzen.“ Der Familienbund der Katholiken begrüßte die finanzielle Unterstützung aller Eltern in der Covid-19-Krise. „Es sind alle Eltern, die in der Corona-Krise ganz besonderen finanziellen, körperlichen und mentalen Belastungen ausgesetzt sind“, erklärte Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann. Eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro pro Kind hält Hoffmann jedoch mit Hinweis auf die monatelangen zusätzlichen Ausgaben von Familien für unzureichend. Hoffmann bekräftigte stattdessen seine Forderung nach einem Corona-Elterngeld: „Familiengerecht und angemessen wäre ein an das derzeitige Mindestelterngeld angelehntes zusätzliches Corona-Elterngeld in Höhe von 300 Euro monatlich, gezahlt über die gesamte Dauer der Krise.“ Darüber hinaus fordert Hoffmann die Einführung einer Corona-Elternzeit.
Unbezahlte Sorge- und Pflegearbeit in Familien sollte einer Initiative zufolge vergütet werden. Die Autoren des sogenannten Equal Care Manifests forderten am Dienstag in Bonn, ein Sorgegeld einzuführen. Dieses könne etwa durch eine Abgabe der Unternehmen getragen werden, erklärte die Haushaltsökonomin Uta Meier-Gräwe. Die Sorgearbeit werde vor allem von Frauen geleistet, die dafür Nachteile in Kauf nähmen, ergänzte der Initiator der „Equal Care“-Konferenz, Sascha Verlan. „Es geht nicht um eine Finanzierung, sondern um eine Umverteilung der Lasten und der Privilegien.“ Die „Equal Care“-Konferenz hatte Ende Februar in Bonn zum „Equal Care“-Day stattgefunden. Der Aktionstag für gleichberechtigte Sorgearbeit nimmt bezahlte und unbezahlte Leistungen in den Blick – also sowohl die Arbeit in Pflege und Gesundheitsberufen als auch die familiäre Versorgung von Kindern oder Angehörigen sowie private Hausarbeit. Am Dienstag stellten die Initiatoren der Konferenz ein Manifest vor, dessen 18 Punkte sie mit Workshop-Teilnehmern erarbeitet hatten. Mütter und Väter sollten demnach gleichzeitig und gleichberechtigt Elternzeit nehmen können und dafür Elterngeld erhalten. Denkbar sei, dass Teile des Elterngeldes nur bei gleicher Betreuung ausgezahlt würden, erklärte die Geschäftsführerin von UN Women Deutschland, Bettina Metz. Die Manifest-Autoren betonten, dass Sorgearbeit das Fundament von Wirtschaft sei. „Es braucht jemanden, der gekocht, geputzt, gebügelt und versorgt hat, bevor jemand anderes an eine Werkbank oder einen Schreibtisch tritt.“ Unternehmen müssten deshalb in die Verantwortung genommen werden. Laut Initiative sollte unbezahlte Pflege- und Hausarbeit im Bruttoinlandsprodukt (BIP) auftauchen. Die Corona-Krise habe verdeutlicht, wie unverzichtbar diese Leistungen seien. „Man kann alles runterfahren“, sagte Meier-Gräwe. „Aber nicht dieses tägliche Sich-Kümmern.“ Berechnungen zeigten, dass das BIP etwa um ein Drittel höher ausfiele, wenn Kochen, Putzen und Kinderbetreuung mit dem Mindestlohn bezahlt würden. Bislang werde diese Arbeit aber nicht beachtet und nicht geschätzt. Das Manifest steht seit Dienstag online zur Unterschrift. Zu den Erstunterzeichnern gehören Vertreter von Parteien und Organisationen sowie Wissenschaftler und Aktivisten. Die Initiative will ihre Forderungen nun an Politik und Entscheider herantragen. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)