Die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende, Serpil Midyatli, fordert, die Anzahl sogenannter Kinderkrankentage für Eltern wegen Corona bis Ende des Jahres zu verdoppeln. Auch unabhängig von der Pandemie sei eine Aufstockung dieser Betreuungstage nötig, damit Beruf und Familie sich besser vereinbaren lassen, sagte die Chefin der SPD in Schleswig-Holstein dem "Spiegel" (Samstag). Sie will demnach fünf bis zehn zusätzliche Tage im Regierungsprogramm ihrer Partei verankern. Bisher dürfen Elternteile je 10 und alleinerziehende Mütter oder Väter bis zu 20 Arbeitstage im Jahr fehlen, um ihr bis zu zwölf Jahre altes krankes Kind zu betreuen. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt auf Antrag 90 Prozent des entgangenen Nettogehalts. "Derzeit müssen Kinder aus Infektionsschutzgründen bereits bei leichtesten Schnupfensymptomen in vielen Bundesländern zu Hause bleiben", sagt die Politikerin. "Das stellt viele Eltern vor unlösbare Betreuungsprobleme." Bereits zuvor hätten die Kinderkrankentage nicht ausgereicht. Besorgt zeigte sich auch Ulrike Grosse-Röthig von der Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindestagespflege: "Schon vor Corona haben viele Einrichtungen darunter gelitten, dass Eltern erkältete, ansteckende Kinder brachten, weil ihre Kinderkrankentage aufgebraucht waren." Von 2007 bis 2017 hat sich demzufolge die Zahl der Mütter und Väter mehr als verdoppelt, die solche Tage in Anspruch nahmen: von 1,06 Millionen auf 2,45 Millionen. In Schweden können Eltern bis zu 120 Arbeitstage pro Jahr für kranken Nachwuchs geltend machen.
Der Verein "Väteraufbruch für Kinder" hat die geplante Reform des Abstammungsrechts kritisiert. "Kinder haben nach der UN-Kinderrechtskonvention das Recht, mit beiden leiblichen Eltern – also Mutter und Vater – aufzuwachsen und von diesen erzogen zu werden", erläuterte Markus Witt, der Mitglied im Bundesvorstand des Vereins ist, am Donnerstag in Berlin. "Genau dies schließen die Überlegungen aus dem Justizministerium aber aus – Väter werden hier völlig ausgeschlossen und schwule Paare offen diskriminiert." Lambrecht verstoße damit "elementar gegen Kinderrechte". In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur am Mittwoch hatte Lambrecht ihre Reformvorschläge zum Abstammungsrecht konkretisiert. Danach will sie eine "Mit-Mutterschaft" für lesbische Paare einführen. Damit kann dann neben der Geburtsmutter eine weitere Frau ohne Adoptionsverfahren Mutter sein. Die erste Elternstelle soll nach ihren Angaben aber weiterhin der leiblichen Mutter, die das Kind geboren hat, vorbehalten bleiben. Deshalb bleibe für männliche Paare nur der Weg über eine Adoption. Ärger mit den Vereinten Nationen sei damit vorprogrammiert, so Witt weiter. Auch die weiteren Reformvorschläge im Familienrecht blieben weit hinter den Erwartungen und Erfordernissen zurück. Es scheine kaum vorstellbar, dass ein solcher Gesetzesentwurf im Jahr 2020 in Deutschland überhaupt möglich sein könnte. Kindern solle hier ein wesentlicher Teil ihrer Identität – ihr zweiter Elternteil – per Gesetz genommen werden. "Dies ist unhaltbar", so Witt. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)