Der Münchner Kardinal Reinhard Marx fordert ein gründlicheres Nachdenken über die Lehren aus der Pandemie. „Derzeit scheint die Hauptfrage zu sein: Wann können wir wieder da anknüpfen, wo wir vor der Corona-Krise aufgehört haben?“, sagte Marx der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München. Er könne die Sehnsucht nach einer Rückkehr in das gewohnte Leben sehr gut verstehen. Eines werde aber zu wenig bedacht: „Was heißt es, dass wir als Menschheit eine Schicksalsgemeinschaft sind?“ Der Münchner Erzbischof sagte: „Corona muss unseren Blick schärfen für das, was wirklich wichtig ist. Zum Beispiel, dass wir zentrale Elemente der Daseinsvorsorge wie das Gesundheitswesen nicht dem Markt überlassen können.“ Die Pandemie wie auch die Klimadebatte zeigten in dieselbe Richtung: „Der entfesselte globale Kapitalismus ist nicht der Weg. Wir sollten jetzt seine sozialen, politischen und ökologischen Folgen aufarbeiten und über eine neue, wirklich nachhaltige Ordnung nachdenken, die möglichst allen Menschen nützt.“ Auch die Kirche müsse ihre Prioritäten überdenken, fügte Marx hinzu. „Für die Kirche in Deutschland wie auch den Heiligen Stuhl stellt Corona eine große finanzielle Herausforderung dar. Die Einnahmeverluste werden womöglich groß sein. Das kann Konsequenzen für kirchliche Institutionen haben. Und wir wollen ja in dieser Krise auch helfen, und zwar weltweit. Da werden wir wohl auf manches bei uns verzichten müssen.“ (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 9.4.2020
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