Ihren Einstand gab Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mit einer nüchternen aber pointierten Feststellung: Kitas sind Bildungseinrichtungen. Das war in der Vergangenheit aufgrund des politischen Drucks, die Öffnungszeiten immer mehr auszuweiten, allzu oft in Vergessenheit geraten. Der Anstoß für den seit Langem geforderten Ausbau der Kitaqualität ist getan, auf den auch der Familienbund der Katholiken gedrungen hatte. Mit gutem Grund: Keine Lebensphase prägt uns Menschen mehr, nie wieder sind wir wissbegieriger und lernfähiger als im Vorschulalter. Kleinkinder fragen endlos, wenn man sie lässt. Das kann zur Vermittlung von Bildungsinhalten genutzt werden, wenn ErzieherInnen die Zeit haben, auf die Fragen einzugehen und die Kompetenz besitzen, die Fragen zu lenken. Bildung in Kitas auszubauen, hebt Potenziale, die der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Da ist es nur konsequent, die Ausbildung von Erziehern zu verbessern, in ihre Fortbildung zu intensivieren und ihre Bezahlung auf das Niveau von Grundschullehrern zu erhöhen. Das ebnet mehr Nachwuchskräften den Weg in die Kitas. Und eine auskömmliche Personalausstattung ist elementar, um das Bildungsprogramm in Kitas umzusetzen: vom Erwerb grundlegender Sprach- und Sozialfähigkeiten, über die Stärkung der Sachkompetenzen, bis zur Wertevermittlung für Demokratie und gegen Rassismus. Der „selbstverständliche Umgang mit dem Tablet“, wie jüngst vom Verband katholischer Tageseinrichtungen für Kinder angeregt, gehört sicher nicht dazu. Sollen Kleinkinder die digitale Welt früher verinnerlichen als die reale, die sie umgibt? Sollen sie täglich über Bildschirme wischen, bevor sie die wichtigsten Begriffe ihrer Lebenswelt kennen und begreifen? Mehr Bildung in Kitas? – In jedem Fall! Über den Bildungsmaßstab, den wir dabei anlegen sollten, dürften uns noch Debatten ins Haus stehen. Dass dabei der Umgang mit Menschen wichtiger ist als der mit der virtuellen Welt, steht außer Frage!
Stefan Becker, Präsident des Familienbundes der Katholiken