Zusammen mit Experten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) Grundsätze deutscher Bildungspolitik vorgelegt. Dabei sprach sich die Ministerin unter anderem für gleiche Bildungschancen unabhängig von der Herkunft aus. "Bildung in Deutschland muss ermöglichen, seine individuellen Stärken gut zu entwickeln", so Karliczek am Dienstag in Berlin. Experten der KAS hatten "Zehn Thesen für eine bessere Bildungspolitik" erarbeitet. Nach Karliczeks Worten ist es besonders wichtig, die Lernbereitschaft zu fördern und das Leistungsniveau in der Breite zu verbessern. Unmotivierte Kinder, die von Anfang an nicht lernwillig seien, kenne sie nicht. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Begeisterung für das Lernen erhalten bleibe. Die Ministerin bejahte die Meinung der Experten um den Mainzer Historiker Andreas Rödder, wonach Mindeststandards in allen Bildungseinrichtungen gelten müssten. Deutschland als Bildungsnation müsse Lehrern und Pädagogen "den Rücken stärken", damit Schulen wieder mehr zu "motivierenden Bildungsorten" würden, sagte Karliczek. "Es sind doch gerade begeisternde Lehrerinnen und Lehrer, die in Schullaufbahnen für eine Initialzündung sorgen können." Im KAS-Thesenpapier heißt es dazu: "Engagierte und fähige Lehrkräfte, die den Lernenden als orientierendes Gegenüber begegnen, sind entscheidend für den Schulerfolg." Bildungsgerechtigkeit bedeute, individuelle Potenziale zu aktivieren. Ferner stelle "eine gute frühkindliche Bildung Weichen für das ganze Leben". Die Bundesländer bräuchten den allgemeinen Grundsätzen der Experten zufolge mehr Gemeinsamkeiten in der Bildung. Bildungsziele und Qualitätsanforderungen könne ein gemeinsamer Staatsvertrag festschreiben. Bildungsföderalismus müsse mehr an Leistung und Gleichwertigkeit ausgerichtet sein. Zudem sei nötig, dass Bildung zum "Leben und Arbeiten in einer digitalen Welt" befähige. Karliczek verwies auf die berufliche Bildung in Deutschland, für die sie von ausländischen Amtskollegen beneidet werde. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist es auch aus Sicht der Experten nötig, Erwerbs- und Aufstiegschancen, die mit einer dualen Ausbildung verbunden sind, besser zu kommunizieren. Der Stiftungsvorsitzende, Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert, unterstrich, Schule sei die letzte Instanz, die noch alle Gesellschaftsschichten erreiche. Influencer aber hätten einen Einfluss auf Kinder und Jugendliche, den es zu bedenken gelte - oft mehr noch als Eltern oder Lehrer. Die Grünen reagierten mit Kritik und nannten Karliczeks Ansätze "Politiksimulation". Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Margit Stumpp, monierte: Bildungspolitische Initiativen der Ministerin seien "mit der Lupe" zu suchen. Hier sei "viel Luft nach oben", sagte sie. "Statt endlich aktiv zu werden, formuliert sie mit ihrer Parteienstiftung Thesen für eine bessere Bildungspolitik."
Der Deutsche Ethikrat sieht in einem verantwortlichen Einsatz von Robotern Chancen für eine bessere Pflege. Die Robotik könne einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen und der Arbeitsqualität im Pflegebereich leisten, heißt es in einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Stellungnahme "Robotik für gute Pflege". Die Technik dürfe aber zwischenmenschliche Beziehungen nicht ersetzen und nicht gegen den Willen der Betroffenen erfolgen, betonen die Experten. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, betonte, auch in der Pflege müssten "Menschlichkeit und Technik kein Gegensatz sein", sofern die Robotik dem Menschen diene. Nach den Worten der Gerontologin Adelheid Kuhlmey, einer der Verfasserinnen der Studie, muss dabei das "Wohl" der Pflegebedürftigen im Mittelpunkt stehen. Der Ethikrat lehnt den Einsatz in der Pflege zur bloßen Effizienzmaximierung ab und mahnt, die Betroffenen in die Entwicklung der Techniken einzubeziehen. Angesichts einer steigenden Zahl an Pflegebedürftigen bei gleichzeitigem Mangel an Pflegekräften wird der Robotik eine wachsende Bedeutung beigemessen. Der Ethikrat sieht ihren Beitrag aber nicht in der Beseitigung von Personalengpässen oder Pflegenotstand, sondern in der Hilfe für eine gute Pflege. Die Robotik könne eine längere Selbstständigkeit Pflegebedürftiger sowie die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten und rehabilitative Maßnahmen unterstützen, betont die Studie. Sie könne etwa Körperfunktionen wie Puls, Blutzuckerspiegel und Blutdruck aus der Ferne überwachen und im Notfall - etwa bei Stürzen - rasche Hilfe gewährleisten. Sogenannte Begleitroboter - etwa in Gestalt von Tieren -, könnten positive Auswirkungen etwa auf demenzkranke Patienten haben und "vor allem kommunikative und emotionale Bedürfnisse" erfüllen. Es wäre nach den Worten von Kuhlmey aber äußerst fragwürdig, "wenn pflegebedürftige Menschen soziale und emotionale Bedürfnisse zukünftig überwiegend im Umgang mit Begleitrobotern stillen würden", die Gefühle lediglich simulieren. Die Ethiker warnen auch vor sozialer Isolation, wenn einseitig auf Roboter gesetzt würde. Die Experten äußern zudem die Sorge, dass die Einführung von robotischen Assistenzsystemen zu Mittelkürzungen beim Personal führen könne. Auch der Deutsche Caritasverband erklärte, Roboter könnten den Fachkräftemangel in der Pflege nicht beheben, böten aber Chancen. "Roboter können dann die Situation von pflegebedürftigen Menschen verbessern, wenn sie Zeit und Raum für menschliche Beziehungen eröffnen", erklärte Caritas-Präsident Peter Neher. Notwendig sei deshalb ein ethischer Kriterienkatalog für ihren Einsatz. Die Grünen-Pflegeexpertin Kordula Schulz-Asche betonte die Chancen der Pflegerobotik. Die Digitalisierung verlange aber ein "neues Miteinander der Gesundheitsberufe". Ihre Amtskollegin von der Links-Fraktion, Pia Zimmermann, sah in der Robotik ebenfalls "eine sinnvolle Ergänzung". Niemand dürfe deshalb aber so tun, "als könne mit dem Einsatz von Robotik dem Personalnotstand begegnet werden", sagte Zimmermann. (Familienbund der Katholiken/KNA/Sascha Nicolai)