Angesichts der weiterhin hohen Zahl an Opfern von Gewalt gegen Frauen hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Betroffene zur Anzeige der Taten ermutigt. Das Dunkelfeld sei weiterhin sehr groß und die Anzeigedichte leider gering, beklagte die Ministerin am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) zur Gewalt in der Partnerschaft. Demnach ist die Zahl der Opfer mit 143.604 in 2021 gegenüber dem Vorjahr nur leicht zurückgegangen, im Fünfjahreszeitraum aber um 3,4 Prozent gestiegen. 80 Prozent der Opfer waren demnach weiblich, knapp ebenso viele Tatverdächtige waren männlich.
Laut Statistik wurden 2021 insgesamt 113 Frauen und 14 Männer durch den Partner oder Ex-Partner getötet. Am häufigsten ist mit knapp 60 Prozent der angezeigten Fälle die Körperverletzung. Jeder vierte registrierte Fall bezieht sich auf Bedrohung, Stalking und Nötigung. Die Gewalt geht der Auswertung zufolge in etwa 60 Prozent der Fälle vom aktuellen Partner aus, in den anderen Fällen von einem Ex-Partner. (…) Zwei von drei Tatverdächtigen häuslicher Gewalt waren deutsche Staatsangehörige.
Faeser warnte vor Verharmlosungen: "Wenn Männer Frauen töten, weil sie Frauen sind, dann ist es angemessen und auch notwendig, von Femizid zu sprechen", sagte Faeser. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) kündigte an, das Netz von Frauenhäusern und Beratungsstellen zu stärken und eine einheitliche Rechtsgrundlage zu schaffen, "um die Hilfeeinrichtungen verlässlich finanziell absichern zu können".(…)
Unter häuslicher Gewalt werden alle Formen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt im Umfeld der Familie oder Lebensgemeinschaft zusammengefasst. Am 25. November - also diesen Freitag - wird seit 1999 der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) betonte, dass "geschlechtsspezifische" Motive bei Delikten künftig eigens in die Strafzumessungsvorschrift Paragraf 46 Strafgesetzbuch aufgenommen werden sollen. Ein entsprechender Gesetzentwurf liege vor. (KNA)