Vor allem ab der Lebensphase der Familiengründung verdienen Frauen deutlich weniger als Männer. In dieser Phase unterscheiden sich laut einer Studie Männer und Frauen auch auffallend stark bei der unbezahlten Sorge-Arbeit für Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin mit.
Frauen verdienten ab dem 25. Lebensjahr im Durchschnitt 7 bis 24 Prozent weniger als Männer. Die Kurve steige bis etwa zum 50. Lebensjahr kontinuierlich an. Bei der so genannten Care-Arbeit in Pflege und Hausarbeit erreicht die Differenz der Studie zufolge im Alter von 35 bis 39 Jahren den Höhepunkt mit bis zu 106 Prozent. Frauen leisteten also in diesem Alter mehr als doppelt so viel in der Sorge-Arbeit als Männer, vor allem in der Kinderbetreuung.
Bei den Erwerbstätigen sind es den Angaben zufolge im Schnitt sogar 170 Prozent. Das entspreche fast neun Stunden Sorgearbeit pro Tag bei Frauen im Vergleich zu etwa drei Stunden bei Männern, hieß es. Im weiteren Altersverlauf flache die Kurve wieder ab, bleibe aber stetig über der der Männer. Die Verdienstunterschiede blieben zudem weiterhin hoch. "Die Familiengründung ist sowohl für die Zeitverwendung als auch für die Lohnentwicklung vieler Frauen ein einschneidendes Ereignis", sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics im DIW Berlin, Katharina Wrohlich.
Die Analyse des DIW sieht auch Unterschiede zwischen Ost und West. Während die Differenz in Ostdeutschland bei Frauen und Männern ab etwa 40 Jahren 60 Prozent nicht übersteige, liege sie in Westdeutschland mit fast 120 Prozent ungefähr doppelt so hoch. "Frauen kehren in Ostdeutschland oft früher in den Beruf zurück und arbeiten zudem häufiger in Vollzeit", erklärte Studien-Co-Autorin Clara Schäper den Unterschied.
Die Studie empfiehlt, Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung des Elterngeldes zu setzen sowie das Ehegattensplitting und die Minijobs zu reformieren, damit mehr Männer als bisher Elternzeit nähmen. (KNA)