Coronabedingte Schulschließungen haben einer Studie zufolge zu einem deutlichen Anstieg von Depressionen bei Schülerinnen und Schülern geführt. Kinder und Jugendliche wiesen in dieser Zeit zu 75 Prozent häufiger generelle Depressionssymptome auf als vor der Pandemie, ergab die am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden.
Das Kernergebnis der Studie lautet: "Je strikter die Eindämmungsmaßnahmen wie etwa Schulschließungen waren, umso größer war die Zunahme von generellen Depressionssymptomen." Die Studie beschreibt "erstmals auf einer breiten europäischen Datenbasis, dass coronabedingte Schließungen mit einer Steigerung von Depressionssymptomen bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang stehen", wie die Autoren hervorheben. In einem europaweiten Vergleich wurden demnach 22 Studien mit Daten vor und nach der Pandemie in einer systematischen Untersuchung analysiert.
Auch wenn die Pandemie in Europa weitgehend überstanden zu sein scheine, litten weiterhin viele junge Menschen an den psychischen Folgen. Welche Rolle dabei Schulschließungen spielten, war bisher umstritten. Die Wissenschaftlerin Helena Ludwig-Walz fasst die Ergebnisse so zusammen: "Pandemiebedingte Restriktionsmaßnahmen und Schulschließungen haben zu einem Anstieg der Depressionssymptome bei Jungen und bei Mädchen in Europa beigetragen."
Die Forschungsergebnisse belegen demnach "einen Anstieg genereller depressiver Symptome insgesamt", vor allem bei männlichen Jugendlichen zwischen 16 und 19. Bei der Auswertung klinisch relevanter Depressionsfälle zeige sich ebenfalls ein Anstieg, dieser liege hingegen klar bei Mädchen und jungen Frauen.
Wichtig sei eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von depressiven Symptomen, betonte Ludwig-Walz. Das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen müsse stärker im Blick sein. Familienberatung, Schulsozialarbeit und Therapieplätze müssten kurzfristig zugänglich sein. (KNA)