Arme und reiche Kinder in Deutschland wachsen nach Beobachtung von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas mit immer weniger Berührungspunkten zueinander auf. "Die Ungleichheiten dividieren die Kinder und damit die Gesellschaft auseinander, weil wohlhabende Eltern ihre Kinder vermehrt auf Privatschulen schicken", sagte die SPD-Politikerin im Interview des Berliner "Tagesspiegel" (Dienstag). "Mich ärgert, dass diese Kinder einander gar nicht mehr begegnen, obwohl sie oft Nachbarn sind."
Zugleich fordert sie eine bessere Unterstützung von Kindern aus benachteiligten Haushalten. Diese dürfe nicht länger dem Zufall überlassen bleiben. "Brennpunktschulen sollten mit Sozialarbeitenden und kostenloser Nachhilfe ausgestattet werden", sagte Bas.
Die Spaltung der Gesellschaft nehme sie auch in ihrem Wahlkreis wahr, so die Bundestagspräsidentin weiter: "An den Duisburger Schulen in meinem Wahlkreis scheitert es schon daran, dass die Toiletten nicht benutzbar sind. Man erkennt sofort, ob die Schule in einer reichen oder armen Kommune steht, und ob ein reicher Förderverein ein Whiteboard gekauft hat oder eben nicht", sagte Bas. "Vergleichen Sie mal die Schulen in vielen Stadtteilen Düsseldorfs damit." Bas selbst wuchs mit fünf Geschwistern in Duisburg auf, ihr Vater war Busfahrer. (KNA)