Der frühere NRW-Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement kritisiert eine unzureichende Finanzierung des deutschen Bildungssystems. Vor allem im vorschulischen Bereich fehlten Gelder, sagte Clement am Montagabend bei einer Diskussionsrunde über "Bildung und Chancengerechtigkeit" in Bonn. Das föderale Bildungssystem kenne zudem "keine Absprachen und einheitliche Standards". Die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) beklagte einen großen Mangel an Grundschullehrern. Die Grundlage für einen erfolgreichen Lebensweg werde aber an der Grundschule gelegt. "Was dort versäumt wird, lässt sich später nur schwer korrigieren", sagte Gebauer. Deshalb sollten alle zur Verfügung stehenden Ressourcen in den Grundschulbereich investiert werden. Der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, forderte, den Leistungsbegriff wieder positiv zu besetzen. "Hochschulen haben ein Problem mit der Studierfähigkeit der Studenten", betonte er.
Außerdem erfahren wir heute, dass die Unzufriedenheit unter Pflegekräften groß ist: 91 Prozent der professionellen Pfleger sehen einen geringen Stellenwert der Pflege in der Politik, wie aus der Befragung "Care Klima-Index" im Auftrag des Deutschen Pflegetags am Dienstag in Berlin hervorgeht. Auch die gesellschaftliche Wertschätzung ist vor allem aus Sicht der professionellen Kräfte gering. Bei anderen Akteuren der Pflegebranche, etwa Ärzten, Pflegebedürftigen oder pflegenden Angehörigen, halten knapp 70 Prozent den Stellenwert der Pflege in der Politik für gering und 27 Prozent die gesellschaftliche Wertschätzung für niedrig. "Die Pflege selbst ist also ein Pflegefall", kommentierte der Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner, die Ergebnisse. Die Pflegestärkungsgesetze der vergangenen Legislaturperiode haben dabei aus Sicht von rund 60 Prozent der befragten professionellen Pflegekräfte den Pflegealltag nicht verbessert, 19 Prozenten sehen sogar eine Verschlechterung der Lage. Anders sieht es laut Care Klima-Index bei den Kostenträgern aus. Hier sehen 46 Prozent eine Erleichterung des Pflegealltags durch die neue Gesetzgebung. Zugleich ist die einhellige Meinung unter Pflegekräften und Ärzten, dass die personelle Ausstattung in der professionellen Pflege nicht ausreicht. Und auch der Blick in die Zukunft ist eher negativ. Zwei Drittel der Pfleger sehen die Versorgung gefährdet. Bei Kostenträgern ist es etwa die Hälfte.
Angesicht eines jüngsten erschütternden Falls von Kindesmissbrauch in einer Familie im Breisgau fordert der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, von der künftigen Bundesregierung ein Gesetz zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch. Auch acht Jahre nach der Aufdeckung des großen Missbrauchsskandals gebe es noch keinen Umschwung im Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch, sagte er der "Welt" (Dienstag). "Deutschland tut zu wenig, und Politik flüchtet sich häufig in Minimallösungen, die auch noch schlecht finanziert und befristet sind." Notwendig seien stabile gesetzlich fundierte Strukturen und vor allem eine gesetzlich vorgesehene Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden aus dem Jugend-, Gesundheits- und Justizbereich, fügte Rörig hinzu. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai)
Presseschau des Tages // 17.1.2018
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