Eine Mitautorin der im Herbst veröffentlichten Missbrauchsstudie sieht Besonderheiten beim Missbrauch durch katholische Geistliche. Die sogenannte MHG-Studie habe gezeigt, dass die meisten Opfer von sexuellem Missbrauch im Raum der katholischen Kirche männlich seien, sagte die Strafrechtlerin Britta Bannenberg am Mittwochabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Gießen, wie das Bistum Mainz am Donnerstag mitteilte. Außerdem sei der Anteil der pädophil veranlagten Täter mit 28 Prozent höher als in anderen gesellschaftlichen Gruppen. Das gelte auch für den Prozentsatz der Täter mit homosexueller Orientierung, so die Professorin für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Hinzu komme, dass es in der Kirche "relevante Versetzungspraktiken" gegeben habe und zum Teil einen fehlenden Aufklärungswillen. In der Diskussion forderte der katholische Religionspädagoge Franz-Josef Bäumer, dass Kleriker, die sich des Missbrauchs schuldig gemacht hätten, kirchenrechtlich nicht bloß aus dem Klerikerstand entlassen werden sollten. "Was ist das für eine Strafe, wenn der Täter, in den gleichen Stand versetzt wird wie ich?", fragte Bäumer. Er sprach sich für die Exkommunikation, also für den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft, aus - möglicherweise auch auf Zeit, "auch als Genugtuung den Opfern gegenüber". Bäumer ist Professor für Religionspädagogik und Praktische Theologie an der Uni Gießen. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte die Missbrauchsstudie im vergangenen Herbst veröffentlicht. Demnach wurden in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 12.7.2019
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