Die Diskussion über die Einführung eines bundesweit einheitlichen Zentralabiturs hält an. Während der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, die Idee grundsätzlich positiv beurteilt, ist der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Alexander Lorz (CDU), dagegen. Meidinger sprach sich in der "Passauer Neuen Presse" für die Einführung bundesweit gleicher Aufgabenteile bei den Abiturprüfungen aus. Dies benötige aber Zeit, denn mehr Einheitlichkeit sei "nur sinnvoll, wenn diese Vergleichbarkeit auf hohem Niveau stattfindet". Bundesländer mit geringeren Anforderungen bräuchten einen Vorlauf von rund zehn Jahren für die Anpassung. Der Lehrerpräsident warnte aber davor, den Vorstoß vorschnell zu verurteilen. "Wer weiterhin gegen mehr Einheitlichkeit bei Abiturprüfungen zumindest in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Fremdsprache ist, muss aber dann auch Alternativen aufzeigen." Er sehe bislang nichts Überzeugendes. "Der auf Freiwilligkeit beruhende Aufgabenpool, der für mehr Vergleichbarkeit beim Abitur sorgen sollte, ist ja gerade krachend gescheitert", ergänzte Meidinger. Wer versuche, dieses Problem auszusitzen, "läuft Gefahr, dass das Abitur massiv entwertet wird und die Hochschulen sich ihre Abiturienten nach eigenem Gusto aussuchen", sagte er mit Blick auf Kultusministerkonferenz und Landesregierungen. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz als KMK-Präsident hatte erklärt, er halte ein Zentralabitur für keine geeignete Lösung: "Die Abiturnoten sollen natürlich so vergleichbar wie möglich sein, aber das wird man wohl nicht mit letzter Perfektion hinbekommen." Insofern wecke die Forderung unrealistische Erwartungen. Viel wichtiger seien bundesweit vergleichbare Anforderungen, "und das ist durch die Bildungsstandards und die einheitlichen Prüfungsanforderungen der KMK vorgegeben". Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte die Bundesländer zu raschen Schritten aufgefordert. Die Diskussion sei "kein Thema für das Sommerloch", sondern müsse ernsthaft vorangetrieben werden. Die Länder sollten noch in diesem Jahr zu ersten Ergebnissen wie der Verabschiedung eines Fahrplans kommen. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher hatte ebenfalls zu einem Zentralabitur geraten. Ein Abitur auf Landesebene mache "genauso wenig Sinn, wie dass jeder Provinzfürst seine eigene Währung druckt". Ein Zentralabitur müsse auch keineswegs heißen, dass überall nach den gleichen Lehrplänen unterrichtet werde. Neben anderen hatten sich FDP-Chef Christian Lindner und der thüringische Bildungsminister Helmut Holter (Linke) der Forderung angeschlossen, die zuerst von der baden-württembergischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erhoben worden war. Ablehnend äußerten sich neben anderen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die saarländische Bildungsstaatssekretärin Christine Streichert-Clivot (SPD) und Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 23.7.2019
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