Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sollen künftig mit dem neuen Pflege-TÜV leichter gute Pflegeheime finden. Am Dienstag startete das neue System, nach dem die mehr als 13.000 Pflegeheime in Deutschland begutachtet werden. Es werde deutlich mehr Informationen geben, mit denen Qualitätsunterschiede besser erkennbar und vergleichbar seien, sagte die Leiterin des Gesundheitsbereichs des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Monika Kücking, in Berlin. Die bisherigen Pflegenoten fallen nach und nach weg. Sie waren in die Kritik geraten, weil sie Qualitätsmängel kaum abbildeten und die Heime bundesweit im Schnitt die Schulnote 1,2 erhielten. Die neuen Ergebnisse sollen ab Frühjahr 2020 von den Pflegekassen im Internet veröffentlicht werden. Bis Ende 2020 muss jedes Heim einmal geprüft sein. Im neuen Prüfverfahren greifen interne Qualitätsmessung der Heime und externe Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) ineinander. Die Heime starten am Dienstag mit ihrer Datenerhebung. Dabei wird etwa gemessen, wie mobil alle Bewohner sind und wie viele an Druckgeschwüren oder den Folgen von Stürzen leiden. Ab November beginnen dann die MDKPrüfer mit ihrer Arbeit: Sie nehmen jeweils eine Stichprobe von neun Heimbewohnern in Augenschein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen seien auf aussagekräftige Bewertungen angewiesen. "Der bisherige Pflege-TÜV war leider eine Farce." Künftig gehe es nicht mehr darum, wer "die Haken in der Akte am besten macht, sondern darum, wie es den Bewohnern wirklich geht. Das ist ein Riesenschritt für mehr Vertrauen ins System". Kritik kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Das neue System sei zu kompliziert und bringe keine schnelle Übersicht, sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen NachrichtenAgentur (KNA). "Für eine rasche Vergleichbarkeit bei der Pflegeheimsuche sind eine aussagefähige Gesamtnote und K.-o.-Kriterien dringend notwendig." Die Abteilungsleiterin für Sozialpolitik im Sozialverband VdK, Ines Verspohl, sprach von einem guten Schritt. Allerdings dürfe die ambulante Pflege nicht vergessen werden. Zudem sollten die Lebensqualität in den Heimen und externe Quellen wie Angehörige oder Seelsorger einbezogen werden. Weitere Informationen wie die Kosten für einen Heimplatz oder die Ausstattung müssten ebenfalls erhoben werden. Auch die privaten Pflegeheimbetreiber begrüßten den neuen Pflege-TÜV. "Die bisherige Kritik der Verbraucher wird mit sehr umfangreichen Informationen aufgegriffen", sagte der Chef des Arbeitgeberverbandes bpa, Bernd Meurer, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Ergebnisse ermöglichten eine "gezielte Qualitätsentwicklung". Die pflegepolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Pia Zimmermann, kritisierte, Menschen mit Pflegebedarf bräuchten "keine Marktübersicht, sondern verbindliche Standards". Eine Grundversorgung müsse vom Gesetzgeber garantiert werden. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 2.10.2019
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