Zum Equal Care Day am Samstag fordern Organisationen eine Aufwertung der überwiegend von Frauen geleisteten Erziehungs- und Pflegearbeit. "Es sind in Deutschland hauptsächlich Frauen, die sich um andere kümmern - sei es beruflich oder im privaten Umfeld. Das ist aber mitnichten eine rein private Angelegenheit, zumal es gravierende soziale und sozialpolitische Folgen hat", erklärte Caritas-Präsident Peter Neher am Freitag in Berlin. "Gleichstellung und Partnerschaftlichkeit müssen durch rechtliche Maßnahmen unterstützt werden", bekräftigte die Bundesvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), Hildegard Eckert. Mit dem Equal Care Day wird am Schalttag, dem 29. Februar, alle vier Jahre darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen im Durchschnitt viermal so viel Arbeit in der Erziehung, bei der Pflege von Angehörigen und in der Haushaltsführung leisten wie Männer. Das wiederum hat laut Caritas Folgen für die soziale Absicherung: "Erwerbsunterbrechungen und familienbedingte Teilzeitbeschäftigung führen zu geringen Lebenserwerbseinkommen, begründen geringe eigenständige Renten und sind weiter ein Risikofaktor für Altersarmut", betonte der katholische Wohlfahrtsverband. Auch das evangelische Hilfswerk Diakonie unterstrich, dass die "kleinen Schritte der Verbesserung in den letzten Jahren" nicht ausreichten. Care-Arbeit sei Motor der Gesellschaft - "betrieben und geölt" wesentlich von Frauen. Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) wies auf negative Auswirkungen einer ungleichen Verteilung von Sorgearbeit hin. Die kfd will mit einem neuen Projekt Frauen bei der Existenzgründung in der Care-Branche unterstützen. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, forderte mehr männliches Engagement: "Liebe Männer, Frauen haben kein Hausarbeits-Gen, sie haben auch kein Pflege-Gen oder Ehrenamts-Gen." Zudem drang sie zu einer Verbesserung der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Zum Auftakt der "Equal Care Day"-Konferenz in Bonn schlug die Haushaltsökonomin Uta MeierGräwe eine sogenannte Care-Abgabe vor, um die bislang unbezahlten Leistungen zu vergüten. Unternehmen könnten dafür einen Teil ihres Gewinns bereitstellen. Auch eine leicht erhöhte Vermögenssteuer oder andere Modelle zur Finanzierung seien denkbar. Eine Umfrage der Organisation Oxfam stellte fest, dass der Stand der Geschlechtergerechtigkeit unterschiedlich bewertet wird. 25 Prozent der Männer und nur 6 Prozent der Frauen sind überzeugt davon, dass Gleichberechtigung in Deutschland bereits in allen Bereichen erreicht ist. Drei Viertel der Frauen und zwei Drittel der Männer stimmen zudem der Forderung nach mehr Engagement in armen Ländern zu, um dort die Rechte von Frauen zu stärken. Oxfam forderte eine Stärkung von Frauenorganisationen in Entwicklungsländern sowie mehr Investitionen in Infrastruktur, die Frauen von unbezahlter Fürsorgearbeit entlasten. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)
Presseschau des Tages // 2.3.2020
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