Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, sieht in der steigenden Zahl an Kirchenaustritten eine Gefahr für die Kommunen. "Im Moment wären wir nicht in der Lage, die sozialen Leistungen von Kirche, Diakonie und Caritas zu ersetzen", sagte Landsberg am Donnerstag vor Journalisten in Bonn. Die vielen Austritte schwächten die kirchlichen Träger etwa von Kindergärten und Altenheimen. Landsberg schrieb den Religionsgemeinschaften zudem eine gesellschaftliche Aufgabe in den Kommunen zu. "Kirchen haben mit ihrem Bekenntnis zu Toleranz, Nächstenliebe und Offenheit auch gegenüber Flüchtlingen eine wichtige Funktion für den Frieden und den Zusammenhalt in der Gemeinschaft." In Städten und Gemeinden, in denen die Sozialsysteme funktionierten, sei auch die Wirtschaft deutlich erfolgreicher. In einer gemeinsam mit der Stiftung "Senat der Wirtschaft" in Bonn formulierten Stellungnahme fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund die Kirchen auf, den Austritten mit Gegenstrategien wie etwa neuen Kommunikationskonzepten zu begegnen. "Die meisten Leute wissen überhaupt nicht, was Kirche macht", kritisierte Landsberg. Gemeindeleitungen sollten in den Gottesdiensten häufiger die Probleme der Menschen thematisieren, statt über Hunger oder Kriege in der Welt zu predigen. Mit Blick auf den Missbrauchsskandal empfahl Landsberg Transparenz. "Wenn Sie so massiv Vertrauen verloren haben, müssen Sie klaren Tisch machen." Hier könne das Auftreten energischer sein. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland gut eine halbe Millionen Menschen aus der katholischen und evangelischen Kirche ausgetreten. Das waren so viele wie nie zuvor. Die Kirchen und ihre Sozialverbände betreiben Altenheime, Schulen und Kitas in den Kommunen. Sie tragen zudem weitere Hilfsangebote wie Familienberatungsstellen oder Obdachlosenunterkünfte. Viele Angebote werden zu einem größeren Teil vom Staat und zu einem kleineren Teil von den Kirchen finanziert. (Familienbund der Katholiken/KNA)
Presseschau des Tages // 28.8.2020
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