Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ruft die Deutschen auf, gegenüber Flüchtlingen aus der Ukraine eine größere Hilfsbereitschaft zu zeigen als bei den syrischen Flüchtlingen 2015: "Die Großherzigkeit muss diesmal länger tragen als ein paar Monate", sagte er der "Bild am Sonntag": "Dieser Krieg kann noch sehr lange dauern. Darauf müssen wir uns als Gesellschaft einstellen."
Eine erneute Spaltung der Gesellschaft wegen der Aufnahme Hunderttausender Geflüchteter will Heil verhindern: "Das geht nur, wenn keiner gegen den anderen ausgespielt wird. Darum müssen wir klarmachen: Unsere Versprechen an die Gesellschaft gelten nach wie vor." Für seinen Bereich heiße das: "Ein robuster Arbeitsmarkt und eine stabile Rente sind für mich genauso wichtig wie die Hilfe für Geflüchtete."
Nach Angaben von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sind "die Hälfte der Geflüchteten Kinder und Jugendliche, von den Erwachsenen sind mehr als drei Viertel Frauen". Angesichts dieser Zahlen appellierten die beiden Minister besonders an Eltern und Erziehungskräfte, trotz der knappen Betreuungsplätze Solidarität zu beweisen.
"Da erwarte ich von allen Seiten Hilfsbereitschaft. Jedes Flüchtlingskind soll sich in unseren Schulen und Kitas willkommen fühlen", so Stark-Watzinger. Heil ergänzte: "Um so pragmatisch wie möglich zu helfen, müssen alle ein wenig zusammenrücken." In einer so dramatischen Lage gehe es um maximale Flexibilität: "In der Ukraine fallen Bomben auf Kindergärten, da müssen wir in unseren Kitas und Schulen Herz zeigen. Ich bin überzeugt, dass in vielen Gruppen noch Platz für ein oder zwei Kinder ist."
Die Minister lobten das hohe Bildungsniveau der Geflüchteten und kündigten an, deren Berufsanerkennung zu beschleunigen. Laut einer Befragung hätten 73 Prozent ein Studium abgeschlossen, 10 Prozent sprächen gut Deutsch. Diese Menschen seien gut ausgebildet und müssten entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt werden.
Heil betonte, dass die Menschen schnell gute Jobs finden müssten. Zugleich kritisierte er die Anwerbeaktion des Großschlachters Tönnies direkt an der Grenze und kündigte mehr Kontrollen an: "Die allermeisten Unternehmen helfen mit, aber es gibt leider einige wenige Firmen, die versuchen, die Not der Menschen auszunutzen. Die Geflüchteten dürfen nicht auch noch Opfer von Ausbeutung werden. Die Behörden werden hier scharf kontrollieren." (KNA)